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Ausbildung mit Auslandsaufenthalt: Förderung, Planung, Tipps

Ausbildung im Ausland – Infos zum Auslandsaufenthalt während der Ausbildung

Ein Auslandsaufenthalt während der Ausbildung kann eine Erfahrung sein, die deinen persönlichen und beruflichen Horizont erweitert und an die du dich ein Leben lang erinnern wirst. Zudem signalisierst du damit zukünftigen Arbeitgebern, dass du dich vor Arbeit in einem anderen Land nicht scheust und gern mobil bist. Wir informieren dich über Voraussetzungen und Bestimmungen für einen Auslandsaufenthalt und stellen deine Möglichkeiten für eine Zeit im Ausland vor. Außerdem geben wir dir nützliche Tipps zur Planung und Finanzierung deines Vorhabens. Unsere PDF-Checkliste fasst alle wichtigen Informationen für dich zusammen.

Gesetzliche Regelungen für Auslandsaufenthalte während der Ausbildung 

Seit 2005 regelt das Berufsbildungsgesetz (BBiG), dass Auszubildende einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland verbringen können – egal, welchen Beruf sie erlernen. Das soll dir die Möglichkeit geben, in den internationalen Arbeitsmarkt hineinzuschnuppern und bereits neue berufliche Kontakte zu knüpfen. Deine Reiselust kann dir so vielleicht später einmal tolle berufliche Möglichkeiten eröffnen.

Damit dein Auslandsaufenthalt während der Ausbildung anerkannt wird, gibt es ein paar Regeln: 

  1. Der Auslandsaufenthalt muss dem Ausbildungsziel dienen. Das bedeutet, dass das, was du im internationalen Betrieb lernst, den Inhalten der deutschen Praxisausbildung entsprechen sollte. Wenn du länger als vier Wochen im Ausland bleibst, stellen die IHK und Handwerkskammer oft besondere Lehrpläne für deinen Aufenthalt zusammen.
  2. Du kannst maximal ein Viertel der Ausbildungsdauer im Ausland verbringen. Bei einer zweijährigen Ausbildung sind das also sechs Monate. Bei einer dreieinhalbjährigen Ausbildung kannst du sogar rund zehn Monate im Ausland verbringen.

Rund um deinen Auslandsaufenthalt gibt es auch einige Rechte und Pflichten, die du und dein Ausbildungsbetrieb beachten sollten: 

  • Auslandsaufenthalt schriftlich vereinbaren: Wenn du während deiner Ausbildung ins Ausland gehen möchtest, solltest du das so schnell wie möglich mit deinem Ausbildungsbetrieb absprechen. Entweder hast du deinen Plan schon zum Ausbildungsbeginn gefasst oder du entscheidest dich erst im Laufe der Zeit dafür. Sobald du dich mit deinem Betrieb geeignet hast, muss der Auslandsaufenthalt als Teil deiner Ausbildung in deinem Ausbildungsvertrag festgehalten werden. Damit dein Aufenthalt anerkannt werden kann, gibst du die Unterlagen anschließend an die zuständige IHK oder Handwerkskammer weiter.
  • Vergütung und Versicherung: Während deiner Zeit im Ausland erhältst du weiterhin deine normale monatliche Vergütung. Abhängig vom Zielland kann auch deine Sozialversicherung in diesem Zeitraum gültig sein. Am besten informierst du dich rechtzeitig vor der Abreise bei deiner Krankenkasse, wie du im Ausland abgesichert bist.
  • Berichtsheft und Berufsschule: Während deines Auslandsaufenthaltes führst du dein Berichtsheft weiter. Darin beschreibst du deine tägliche oder wöchentliche Arbeit im ausländischen Betrieb. Allerdings bist du nicht verpflichtet, in dieser Zeit eine Berufsschule zu besuchen. Das ist in einigen Ländern auch gar nicht möglich, denn nicht überall besteht die Berufsausbildung aus einem schulischen und einem praktischen Teil. Um deine Abschlussprüfung am Ende der Ausbildung zu bestehen, solltest du den verpassten Lernstoff trotzdem nachholen.

Möglichkeiten für deine Ausbildung mit Auslandsaufenthalt

Einen Teil deiner Ausbildung im Ausland zu verbringen, hat viele Vorteile: Während du deine beruflichen Fähigkeiten ausbaust, sammelst du gleichzeitig interkulturelle Erfahrungen, die dein Arbeits- und persönliches Leben langfristig bereichern können. In deiner Freizeit kannst du auf Entdeckungstour gehen und Land und Leute hautnah erleben. In der Ausbildung erkundest du die Welt somit auf zwei Arten.

Auslandspraktikum

Ein Auslandspraktikum ist ideal, um internationale Arbeitsweisen kennenzulernen und besonders deine fachspezifischen Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern. Du kannst allein oder in einer Gruppe mit anderen Auszubildenden für einige Wochen bis Monate in einem ausländischen Betrieb arbeiten. Um einen Praktikumsplatz im Ausland zu finden, hast du verschiedene Möglichkeiten:

  • Kontakte des Ausbildungsbetriebs: Wenn dein Ausbildungsbetrieb eine Niederlassung oder ein Tochterunternehmen im Ausland besitzt, kannst du dich dort nach einem Platz erkundigen. Auch Geschäftspartner, Zuliefererfirmen oder Kunden des Betriebs im Ausland können eine Anlaufstelle für dich sein.
  • Ausbildungs- und Berufsberatungen: Die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit ist dafür zuständig, Arbeits- oder auch Praktikumsplätze im Ausland zu vermitteln. Außerdem bieten die IHKs und Handwerkskammern eine Mobilitätsberatung für reisewillige Auszubildende an. Wenn du schon ein konkretes Zielland ausgewählt hast, kannst du dich auch direkt an die zuständige Auslandshandelskammer (AHK) wenden.
  • Beratung der Berufsschule: Oft kann dich deine Berufsschule bei der Suche nach einem Praktikumsplatz unterstützen. Durch Kontakte zu Partnerschulen im Ausland kann sie beispielsweise Informationen über internationale Unternehmen einholen.
Auslandspraktikum während der Ausbildung: Auszubildende schrauben im Motorraum eines Autos.

Auszubildenden-Austausch

Alternativ zu einem Praktikum hast du auch die Möglichkeit, an einem internationalen Austausch teilzunehmen. Dabei lernst du nicht in einem Betrieb, sondern arbeitest für einige Wochen gemeinsam mit anderen Auszubildenden im Zielland an einem Projekt oder nimmst an Kursen teil. Verschiedene Organisationen bieten Auszubildenden-Austausche an:

  • Das Deutsch-Japanisches Austauschprogramm ist ein zweiwöchiger beruflicher Austausch. Das Angebot steht für Auszubildende zwischen 18 und 30 Jahren zur Verfügung. Der Austausch steht immer unter einem bestimmten Motto, wie zum Beispiel „Chancen und Verantwortung in einer sich verändernden Arbeitswelt“.
  • Das Kaufmann International Certificate (german-irish.ie) ist ein dreiwöchiger Business-Englischkurs in Irland. Der Kurs vermittelt dir Lerninhalte aus der deutschen Kaufmann-Ausbildung in englischer Sprache. Zu dem Programm gehören auch Exkursionen zu irischen Unternehmen, um die Kultur besser kennenzulernen.

Planungstipps für deinen Auslandsaufenthalt 

Du kannst es kaum erwarten, endlich in Bus, Bahn oder Flugzeug zu steigen, deine Ausbildung in einem anderen Land fortzuführen und neue Kulturen kennenzulernen? Bevor du dich auf den Weg machst, kannst du noch ein paar Vorbereitungen für eine sorgenfreie Abreise und einen stressfreien Aufenthalt treffen:

  • Absprache mit Berufsschule und Betrieb: Um den besten Zeitpunkt für einen Auslandsaufenthalt zu finden, solltest du Kontakt zu deiner Berufsschule und deinem Ausbildungsbetrieb aufnehmen. Gemeinsam könnt ihr besprechen, welchen Teil der Ausbildung du am besten im Ausland absolvieren kannst. Bevor die Reise losgeht, beantragst du eine Freistellung bei deiner Berufsschule.
  • Kontakt zu IHK oder Handwerkskammer: Die IHK und Handwerkskammern sind für die Anerkennung deines Auslandsaufenthaltes zuständig. Wenn du deine zuständige Kammer über deine Pläne informierst, kannst du nachfragen, welche Anforderungen du dabei erfüllen musst. 
  • Einreise in Zielland vorbereiten: Ein gültiger Personalausweis und Reisepass sind in den meisten Länder eine Grundvoraussetzung für die Einreise. Bei einem Praktikum brauchst du außerdem häufig ein Visum mit dem Aufenthaltszweck „Praktikum/praktisches Lernen während der Berufsausbildung“. 

Ein wichtiger Aspekt ist auch die Finanzierung deines Auslandsaufenthaltes. Wenn du eine Förderung in Anspruch nehmen möchtest, solltest du sie so früh wie möglich beantragen. Mehr dazu findest du weiter unten im Artikel.

Wenn dein Plan steht, kannst du dein Bus-, Bahn- oder Flugticket und deine Unterkunft für die kommenden Wochen oder Monate buchen. Auch zusätzliche Versicherungen wie eine Auslandskranken- oder Reisekostenversicherung können sinnvoll sein. Mit einem Sprachkurs kannst du dich schon etwas auf die neue Situation und Sprache einstimmen.

Ausbildung im Ausland: Förderung & Finanzierung 

Während eines Auslandsaufenthaltes können von der Organisation, über die Anreise bis hin zum Lebensunterhalt vor Ort hohe Kosten anfallen. Damit du dich vollkommen sorgenfrei auf deine Auslandserfahrung konzentrieren kannst, gibt es einige Förderungen für deine Ausbildung im Ausland.

Erasmus+ 

Erasmus+ ist ein Programm der Europäischen Union für Auslandspraktika innerhalb Europas. Gefördert werden Aufenthalte ab zwei Wochen bis zwölf Monate. Mit den Fördermitteln kannst du deine Reise- und Aufenthaltskosten begleichen. Die Höhe der Förderung ist abhängig davon, in welches Land du reist. Grundsätzlich kannst du mit Erasmus+ ein Auslandspraktikum in den EU-Mitgliedstaaten, Island, Liechtenstein, Nordmazedonien, Norwegen, Serbien, der Türkei und im Vereinigten Königreich absolvieren. Die Fördermittel können von deiner Berufsschule beantragt und vergeben werden. Es kann auch vorkommen, dass Erasmus+ die gesamte Planung deines Aufenthaltes übernimmt.

Ausbildung im Ausland: Ausbilder erklärt internationalen Auszubildenden eine elektrische Schaltung.

AusbildungWeltweit

Das Förderprogramm AusbildungWeltweit ist ein Angebot des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Damit kannst du finanzielle Unterstützung für deine Fahrt- und Aufenthaltskosten sowie die Vorbereitung und Organisation deines Auslandspraktikums während der Ausbildung erhalten. Dazu zählen zum Beispiel die Kosten für deine Unterkunft, Verpflegung, Sprachkurse oder die Beantragung eines Visums. Die Fördermittel kannst du beantragen, wenn du in ein Land reist, dass nicht durch Erasmus+ gefördert wird. Das geht ganz einfach online. Die einzige Voraussetzung ist, dass du schon einen Ausbildungsbetrieb im Ausland gefunden hast. Die Förderung kannst du für Aufenthalte von bis zu drei Monaten erhalten. Die Höhe richtet sich nach dem Reiseland und der Reisedauer.

Förderprogramme für verschiedene Regionen

Zusätzlich zu den großen Förderprogrammen gibt es auch spezielle Angebote für Aufenthalte in bestimmten Ländern. Vielleicht können diese Angebote nützlich für dich sein:

  • Euregio-Zertifikat: Du wohnst in der Oberrhein-Region? Dann kannst du mit dem Euregio-Zertifikat im Rahmen deiner Ausbildung für ein vierwöchiges Praktikum nach Frankreich oder in die Schweiz reisen. Neben der finanziellen Unterstützung bekommst du am Ende deines Aufenthalts auch das Euregio-Zertifikat.
  • Joachim-Herz-Stiftung: Die Stiftung stellt ein Stipendium für Auslandsaufenthalte während der Ausbildung in den USA und Kanada bereit. Das Angebot gilt für Auszubildende in Bayern, Sachsen, Berlin und der Region Hamburg und fördert bis zu acht Wochen Aufenthalt.
  • TANDEM – Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch: Die Organisation fördert dein Auslandspraktikum in Tschechien. Die Voraussetzungen sind, dass du zehn Tage bis ein Jahr im Ausland bleibst und bereits einen Praktikumsplatz gefunden hast.
  • Deutsch-Französisches Jugendwerk und Deutsch-Polnisches Jugendwerk: Die Jugendwerke unterstützen dich bei deinem Auslandsaufenthalt in Frankreich bzw. Polen. Dort kannst du Praktika absolvieren, die deine berufliche Bildung bereichern oder gemeinsam mit anderen Auszubildenden im Ausland an gemeinsamen Projekten arbeiten.

Darüber hinaus kannst du dich auch bei deiner zuständigen IHK oder Handwerkskammer nach weiteren regionalen Förderprogrammen erkundigen.

Tipp: Du bist nicht BAföG-berechtigt? Trotzdem kann es sich lohnen, bei deinem zuständigen Amt für Ausbildungsförderung nachzufragen, ob dir Auslands-BAföG zusteht. Damit kannst du ein Auslandspraktikum von mindestens zwölf Wochen finanzieren. Innerhalb Europas gibt es zudem einen Zuschuss von je 250 Euro für Hin- und Rückreise bzw. je 500 Euro außerhalb Europas.

Fazit: Ausbildung mit Auslandsaufenthalt

Wer während der Ausbildung auf Reisen gehen und in fremde Kulturen eintauchen möchte, der kann mit einem Auslandspraktikum oder Austausch Berufsbildung und Reiseabenteuer verbinden. In Absprache mit deiner Berufsschule und der zuständigen Kammer kannst du deinen Aufenthalt sorgfältig planen und nach deiner Rückkehr anerkennen lassen. Die vielfältigen bundesweiten und regionalen Förderangebote schaffen dir finanziellen Spielraum, um deinen Traum vom Auslandsaufenthalt zu verwirklichen. Wer weiß, vielleicht setzt du damit auch den Grundstein für deinen Berufseinstieg im Ausland.

Unser Guide im Überblick

Auslandssemester Praktikum: Studentin kommt mit Gepäck am Bahnhof an.
Auslandspraktikum im Studium
Während eines Auslandspraktikums im Studium erhältst du nicht nur Einblicke in Berufe, sondern auch in internationale Arbeitskulturen. Das Angebot für reisewillige Studierende ist groß und viele Hochschulen sowie Organisationen fördern Auslandserlebnisse aktiv. Ob bei einem Betrieb, einer internationalen Institution oder in der Forschung – für jeden Wunsch ist ein passendes Angebot dabei. Informiere dich in unserem Artikel über deine Möglichkeiten, Förderungen und Planungstipps. Auslandspraktikum im Studium.
Junge Frau liest Anzeigetafel am Flughafen.
Übergangsangebote: Au-pair, Work and Travel, Freiwilligenarbeit
Wenn du nach deinem Abschluss noch nicht direkt in den Beruf einsteigen möchtest, kannst du für einige Monate oder ein Jahr mit kleineren Jobs oder Projekten Zeit im Ausland verbringen. Während du Aushilfsjobs nachgehst, Kinder betreust oder dich sozial engagierst, erlebst du die Kultur eines fremden Landes hautnah und sammelst wichtige Erfahrungen für deinen zukünftigen Job. Wir stellen dir deine Möglichkeiten für einen vorübergehenden Aufenthalt im Ausland nach dem Abschluss vor.
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Arbeiten im Ausland – Berufseinstieg
Ein Job im Ausland kann spannende, neue Erlebnisse für dich bereithalten – ob selbstständig oder festangestellt, innerhalb der EU oder in einem Land außerhalb Europas. Mithilfe von europäischen und ausländischen Beratungsstellen findest du den richtigen Job in deinem Wunschland und wirst optimal auf deine Reise vorbereitet. Wir informieren dich über Anlaufstellen, Jobmöglichkeiten und Vorbereitungstipps.