Von der Art-Déco-Promenade Gran Via bis hin zu den unzähligen belebten Straßen, die zum Bar-Hopping in den köstlichen Tabernas einladen, übte Madrid schon immer eine große Anziehungskraft auf Künstler aus aller Welt aus – lange bevor Ernest Hemingway hier seine erste Sangria trank. Die amerikanischen Tänzerinnen Daphne Binioris, 31, und Delaney Conway, 24, traten dem exklusiven Club kultureller Auswanderer bei, als sie aufgrund der lebendigen Tanzszene und der einladenden Atmosphäre in die sonnige Hauptstadt Spaniens zogen.
Binioris zog 2008 im Alter von 18 Jahren von New York City nach Madrid, um zu studieren. Die Leidenschaft fürs Tanzen begleitet sie bereits ihr Leben lang – insbesondere für Jazz, zeitgenössischen Tanz und Salsa. Conway lebt seit 2016 in der spanischen Hauptstadt und wird in Ballett und zeitgenössischem Tanz am Conservatorio Superior de Danza “María de Ávila” ausgebildet.
Die pulsierende Metropole bietet den Expats sowohl kulturelle als auch berufliche Möglichkeiten in Hülle und Fülle. Wenn sie nicht gerade ihre Tanzschuhe anziehen, gehört es zu ihren Lieblingsbeschäftigungen, Ausflüge mit dem Zug oder Bus zu nahe gelegenen Zielen zu unternehmen.
Vor allem Alcalá de Henares, ein UNESCO-Weltkulturerbe, und Saragossa, die Heimatstadt des Malers Francisco de Goya, bieten sich für einen Tagesausflug von Madrid aus an.
Lisa Davidsson Weiertz: Was ist das Coolste daran, Tänzer in Madrid zu sein?
Delaney Conway: Der Kreis an professionellen Tänzerinnen und Tänzern ist sehr klein. Wenn du allem also etwas Zeit gibst und Vertrauen hast, wirst du Bindungen zu vielen verschiedenen Menschen aufbauen, und das ist es letztlich auch, was zu weiteren Jobs führt. Die Tänzer hier sind wirklich bodenständig und freundlich. Das Tanzen in den Staaten ist sehr kommerzialisiert, und als ich nach Madrid kam, wurde mir klar, dass die Möglichkeiten hier einfach viel besser sind. Man kann hier Musicals machen sowie bestimmte kleinere Auftritte und choreografische Projekte, aber man kann auch die verschiedenen Stile erforschen, die einem gefallen, und man kommt mit verschiedenen Choreografen in Kontakt.
Durch den Tanz bin ich rumgekommen und konnte ganz Spanien erkunden. Ich habe Kurse bei Choreografen in Valencia besucht, in San Sebastian und Saragossa vorgesprochen, und natürlich ist Madrid ein besonders guter Ort, um Choreografen zu treffen und vorzusprechen.
Daphne Binioris: Für mich ist das Tolle an Madrid, dass man jeden Abend in der Woche tanzen gehen kann, egal ob man Salsa, Tango oder Swing mag (in meinem Fall alle drei). Ich hatte auch die Gelegenheit, so viele engagierte Profis und talentierte Künstler kennen zu lernen, die hart daran arbeiten, in der Madrider Tanzszene Neues zu kreieren.
L.D.W.: Warum hast du dein Herz an Madrid verloren?
D.C.: Madrid ist eine riesige Stadt und fühlt sich definitiv wie eine solche an, aber ihre Zugänglichkeit und Verwundbarkeit haben mich von den Socken gehauen. Man kann überall zu Fuß hingehen, fühlt sich komfortabel und sicher. Man würde nicht einmal merken, wie die Zeit vergeht, weil das Wetter so gut ist.
D.B.: Es war tatsächlich Liebe auf den ersten Blick. Als ich zum ersten Mal Madrid besuchte, wusste ich einfach, dass ich hier leben möchte. Ich glaube, das liegt daran, dass die Stadt so lebendig und einladend zugleich ist.
L.D.W.: Welchen Insider-Tipp darf man nicht auslassen, wenn man Madrid besucht?
D.B.: Ich denke, etwas ganz Besonderes und repräsentativ für Madrid sind die Lebensmittelmärkte in der Nachbarschaft, wie der Mercado de San Fernando, der Mercado de la Cebada und der Mercado de Antón Martín, um nur einige zu nennen.
D.C.: Viele Leute wissen nicht, dass es in Madrid einen Fluss gibt, den Manzanares, der eine schöne Promenade hat, die sich hervorragend zum Radfahren eignet. Entlang des Flusses sollte man in Matadero halten, einst ein Schlachthof und heute ein wichtiges Kulturzentrum. Dort gibt es Kunstausstellungen, einen botanischen Garten und es beherbergt zwei der wichtigsten Tanzkompanien Spaniens: die Compañia Nacional de Danza und das Ballet Nacional de Espãna.
L.D.W.: Was macht Madrid zu einem idealen Ausgangspunkt für Tagesausflüge?
D.C.: Rund um die Hauptstadt gibt es eine Menge wunderschöner Orte, die einen Besuch wert sind. Toledo ist reich an mittelalterlicher Geschichte und die endlosen Tapas-Optionen in Alcalá de Henares werden in dir den Wunsch wecken, für immer in Spanien zu bleiben! Naturliebhabern bietet die Sierra de Guadarrama belebende Wanderungen im Sommer und Skiabenteuer im Winter.
L.D.W.: Welche Tipps könnt ihr unseren Lesern geben, um noch mehr von der Region zu entdecken?
D.B.: Obwohl die berühmtesten Städte nahe Madrid, Toledo und Segovia, wunderschön und auf jeden Fall einen Besuch wert sind, würde ich wärmstens empfehlen, auch die weniger bekannten Städte und Orte der Region zu erkunden, zum Beispiel El Escorial, Alcalá de Henares und Aranjuez. Es gibt auch einige Berge und Wanderwege in der Nähe von Madrid, die sich hervorragend für einen Tag außerhalb der Stadt eignen. Man ist wirklich überrascht, wie einfach und schnell man all diese Orte mit dem Bus oder Zug erreichen kann.
D.C.: Mein Rat wäre, Einheimische nach ihren Empfehlungen für Restaurants und Aktivitäten zu fragen, und vor allem sich nicht davor zu scheuen, sein Spanisch zu üben!
L.D.W.: Was macht Alcalá de Henares zu einem guten Tagesausflugsziel?
D.C.: Alcalá de Henares ist ein großartiges Tagesausflugsziel von Madrid aus. Als wir in Alcalá waren, haben wir diese Bar besucht, die spanische Tapas anbot. Sie gehört zwei Männern, die eigentlich die Idee hatten, zu jedem bestellten Getränk ein kleines Sandwich oder einen kostenlosen Teller mit Essen zu servieren, was sich inzwischen zu einer recht aufwendigen Sache entwickelt hat. Wir haben uns auch das kleine Kloster angeschaut, wo die dort arbeitenden Nonnen diese kandierten Mandeln verkaufen. Und wir haben das Geburtshaus von [Miguel de] Cervantes besucht.
L.D.W.: Ihr habt uns auch nach Saragossa mitgenommen, was sind dort die Highlights?
D.C.: Wir mögen Saragossa sehr und die Tapas dort haben unsere Erwartungen definitiv übertroffen. Es gibt da diese Straße, die El Tubo heißt und von unzähligen Tapas-Bars gesäumt wird. Dann ging es weiter zur Catedral-Basílica de Nuestra Señora del Pilar. Wenn man mit dem Aufzug nach oben fährt, kann man die ganze Stadt Saragossa überblicken.
L.D.W.: Was sind eure drei wichtigsten Reisebegleiter?
D.B.: Telefon, Brieftasche und bequeme Schuhe.
D.C.: Ich mache alles am Telefon, von E-Mails bis zum Bezahlen von Rechnungen, also muss ich das mitnehmen. Ich nehme auch überall einen Hut als Sonnenschutz mit und habe immer ein Tagebuch dabei, um meine Gedanken zu notieren und meinen Kopf frei zu bekommen.