Ein blauer Fluss schlängelt sich durch steile, mit Weinreben bedeckte Berghänge. Verschlafene, charmante Dörfer, gespickt mit weiß getünchten Weingütern, in denen die Zeit still zu stehen scheint und die Winzer*innen seit Jahrhunderten Trauben für den geliebten Portwein produzieren.
Willkommen im Douro Tal in Portugal, das auch das „verzauberte Tal“ genannt wird. Das Douro Tal ist zwar nicht so bekannt wie Bordeaux, die Toskana oder das Napa Valley. Aber hier liegt eines der ältesten Weinanbaugebiete der Welt. Das Tal befindet sich knapp 100 Kilometer landeinwärts von der Küstenstadt Porto entfernt und besteht aus den drei Subregionen Baixa Corgo, Cima Corgo und Douro Superior.
Im Jahr 1756 erließ der damalige portugiesische Premierminister, Marquês de Pombal, ein Dekret, um die britischen Weinlieferanten daran zu hindern, Weine von außerhalb des Douro Tals zu importieren. Auf sein Geheiß wurden rund um die neue Region fast 340 große Grenzsteine gesetzt. Damit wurde das Douro Tal zu einer der ersten ausgewiesenen Weinregionen der Welt.
Die Weinanbaugeschichte des Tals reicht aber viel weiter zurück: Seit rund 2.000 Jahren wird hier Wein produziert. Die Wurzeln des Weinbaus liegen bei den Römern, doch erst im 12. Jahrhundert legten die Zisterziensermönche die Weinberge zusammen, um Wein in größeren Mengen für die Liturgie zu produzieren und ihre Klöster zu finanzieren.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden im Tal viele Weinterrassen gebaut – mit den unterschiedlichsten Techniken. Und diese lange Tradition hat ein altes und bemerkenswertes Erbe geschaffen: eine Kulturlandschaft von außergewöhnlicher Schönheit und Sinnbild für die menschliche Arbeit, die es braucht, um hier etwas anzubauen.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden im Tal viele Weinterrassen gebaut – mit den unterschiedlichsten Techniken. Und diese lange Tradition hat ein altes und bemerkenswertes Erbe geschaffen: eine Kulturlandschaft von außergewöhnlicher Schönheit und Sinnbild für die menschliche Arbeit, die es braucht, um hier etwas anzubauen.
Eine Reise in diese glorreiche Landschaft, die übrigens seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbestätte ist, ist eine ziemlich emotionale Angelegenheit. Nicht nur die zauberhafte Landschaft verwöhnt die Gäste, sondern auch die schiere Auswahl an Qualität und Quantität der quintas, also der Weingüter, die man besichtigen kann. Zum Glück hast du ja uns. Denn wir haben mal eine kleine Vorauswahl getroffen, damit du weißt, welche Weingüter sich besonders lohnen.
Anreise
Wenn du einen Urlaub auf dem Weingut im schönen Douro Tal machen möchtest, kannst du zum Beispiel mit dem Zug von São Bento, dem Bahnhof mitten in der Altstadt von Porto, fahren. Auf der Zugstrecke am Flussufer des Douro durchs Tal erwarten dich spektakuläre Landschaften (vor allem zwischen Foz Tua und Pocinho).
Quinta de la Rosa
Ganz in der Nähe des niedlichen Städtchens Pinhão, das du übrigens in weniger als einer Stunde zu Fuß besichtigen kannst, liegt das Weingut Quinta de la Rosa, das für seine hervorragenden Rebsorten und seinen exquisiten Portwein (ein auch Port genannter Süßwein) bekannt ist.
Das Gut feiert bis heute den Pioniergeist seiner Gründerinnen und Gründer und blickt auf eine lange Familientradition zurück. Im Jahr 1815 gründete der Hamburger Jung Dietrich Feuerheerd einen Weinhandel namens Feuerheerd Bros, der Portwein kaufte und verkaufte. Er schenkte das Weingut Quinta de la Rosa seiner Tochter zur Taufe. Doch die moderne Geschichte von La Rosa begann erst 1988, als Claires Enkelin Sophia und ihr Vater Tim anfingen, den Port unter eigenem Label zu produzieren.
Das Restaurant der Quinta de la Rosa bietet nicht nur einen atemberaubenden Blick über das Tal, sondern auch portugiesische Küche mit lokal angebauten Produkten und Gemüse aus dem eigenen Garten. Probiere unbedingt die Rote-Bete-Gazpacho mit Frischkäse und Orangen oder den köstlichen Seebarsch mit karamellisiertem Blumenkohl-Püree. Zu jedem Gericht empfiehlt der Winzermeister Jorge Moreira den passenden portugiesischen Wein aus dem Quinta de la Rosa-Sortiment. Die Weine sind kräftig und vollmundig, mit bemerkenswerter Säure, Mineralität und Frische. Sie werden aus den besten Trauben des Weinguts hergestellt, das ganz idyllisch direkt am Fluss zwischen den Bergen im Norden und Süden liegt.
Die Quinta de la Rosa produziert außerdem drei unterschiedliche Portweine, das Herzstück der portugiesischen Weinkultur. Wenn du einen der fast acht Jahre gereiften Vintage-Ports probierst, wirst du überrascht sein von der tiefroten Farbe und den Anklängen von Brom- und Blaubeeren am Gaumen.
Während der Lese im September und Oktober kannst du beim Rebschnitt oder dem Einmaischen der Trauben mit den Füßen mitmachen – dabei „trampelst“ du in einem großen Bottich auf den Trauben herum. Diese uralte Kulturtechnik, die man bis heute im Douro Tal einsetzt, macht richtig Spaß, vor allem, wenn dazu gutgelaunte Volksmusik gespielt wird und du im Takt durch den Bottich stampfen kannst.
Quinta Nova
Die Quinta Nova ist das älteste Weingut im Douro Tal und aus der Geschichte des portugiesischen Weins nicht wegzudenken. Das Haupthaus wurde Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut und beherbergt heute ein erstklassiges Restaurant und ein Boutique-Hotel mit 11 Zimmern, in dem du dich bei deinem Urlaub auf dem Weingut wie zu Hause fühlen wirst.
Das Weingut liegt friedlich mitten auf dem 12 Hektar großen Land, hoch über dem Douro, und bietet einen herrlichen Blick auf die beeindruckenden Weinberge. Der Weinkeller aus dem Jahr 1764 und das Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert verschmelzen geradezu mit der Landschaft.
Natur- und Outdoorfans kommen auf dem Rundweg, auf dem man auf drei verschiedenen Routen durch das Anwesen wandern kann, voll auf ihre Kosten. Es lohnt sich wirklich, hier ein bisschen zu verweilen, mit Blick auf das Flussufer und die kleine Kapelle Nossa Senhora do Carmo, die im 17. Jahrhundert zum Schutz der Männer erbaut wurde, die mit ihren Booten auf diesem besonders gefährlichen Abschnitt des Douro entlang fuhren.
Früher produzierte die Quinta Nova ausschließlich Portweine, heute bietet sie viele verschiedene portugiesische Weine an, darunter elegante Rot- und Weißweine, die den typischen Geschmack der Region einfangen. Die Quinta Nova ist außerdem das einzige Weingut im Douro Tal mit einem kleinen, aber feinen (und preisgekrönten) Weinmuseum. Hier kannst du rund 500 Artefakte aus dem 19. und 20. besichtigen, die die Geschichte des Weinanbaus im Douro Tal erzählen.
André Carvalho ist der Chefkoch im gutseigenen Restaurant Terraçu. Auf der reichhaltigen Speisekarte stehen frische und saisonale Zutaten von lokalen Bauernhöfen. Wenn du dich für eine Übernachtung entscheidest, kannst du in den schön eingerichteten Zimmern mit alten Möbeln, polierten Holzböden, persischen Teppichen und einem Badezimmer mit einer üppigen Auswahl an Toilettenartikeln komplett entspannen.
Quinta do Vallado
Nichts repräsentiert die Werte der Quinta do Vallado so gut, wie die Blüte des Esteva-Buschs, der für Widerstandsfähigkeit, Beständig- und Beharrlichkeit steht. Mit ihren schillernden weißen Blütenblättern berührt die Esteva-Blüte die Menschen. Und genau das möchte auch die Quinta do Vallado mit ihren Weinen und dem gesamten Anwesen schaffen.
Das Weingut wurde 1716 gegründet und gehörte Dona Antónia Adelaide Ferreira, einer Visionärin, die den Wein im 18. Jahrhundert in den weniger erschlossenen Teilen des Tals bekannter machte. Sie bewarb die Eigenschaften des Portweins ganz aktiv und finanzierte unter anderem Schulen, Straßenbau und Krankenhäuser. Ferreira wurde so etwas wie eine Volksheldin, denn sie gab vielen Menschen aus der Gegend Arbeit.
Bis heute ist die Quinta do Vallado in den Händen ihrer Nachkommen, die die von ihrer Urahnin eingeführte Tradition fortsetzen: So spendet das Weingut auch heute noch jedes Jahr einen Teil seines Gewinns an gemeinnützige Organisationen, die bedürftige Menschen im Douro-Tal unterstützen.
Kein Wunder also, dass sich die Quinta do Vallado durch Großzügigkeit und Gastfreundschaft auszeichnet. Man liest dir deine Wünsche quasi von den Lippen ab – vom ersten kostenlosen Glas Port bei deiner Ankunft bis zur kleinen Führung durch das Weingut.
Das Hotel bietet 13 Zimmer (davon fünf im historischen Hauptgebäude und acht im kürzlich erbauten modernen Gebäude) mit gemütlichen Betten, großen Badezimmern und wunderschönen Sonnenbalkonen. Ganz versteckt am Ende des Gartens liegt ein Pool mit einer Terrasse, auf der du dich entspannen kannst. In einem separaten Bereich zwischen den Zitronenbäumen findest du außerdem einen kleinen Fitnessraum, eine Sauna und einen Jacuzzi. Unsere Empfehlung: ein Picknick am Flussufer! Die Mitarbeitenden des Hotels bereiten dir gerne einen Picknick-Korb mit Decken, Kissen und kleinen Sonnenhüten vor. Dazu gibt es selbstverständlich auch ein paar köstliche Snacks und eine Flasche Quinta do Vallado Prima, einen trockenen Weißwein mit intensivem Blumenduft und Aromen von reifen Zitrusfrüchten.
Quinta do Crasto
Leonor und Jorge Roquette, die die Quinta do Crasto in vierter Generation leiten, übernahmen das Weingut im Jahr 1981. Trotz der intensiven Modernisierungs- und Ausbauarbeiten ist es ihnen ein großes Anliegen, das jahrhundertealte ökologische Erbe des Weinguts zu bewahren.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass du auf der Quinta do Crasto noch immer einen der „marcos pombalinos“ bewundern kannst, jene Granitsteine, die das Douro Tal 1758 als erste demarkierte Weinregion der Welt eingrenzten. Heute gelten alle diese Grenzsteine als „Objekte von nationalem Interesse“. Das wahre Highlight des Weinguts ist aber der berühmte Infinity-Pool, den der mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnete Architekt Eduardo Souto de Moura zu Beginn des 20. Jahrhunderts entworfen hat.
Der Pool liegt am höchsten Punkt des Weinguts und scheint auf magische Weise über Tal und Fluss zu schweben. Je nachdem, aus welchem Winkel du auf den Pool schaust, kannst du unterschiedliche optische Illusionen genießen. Der Pool ist scheinbar wie ein Rechteck geformt, in Wirklichkeit aber trapezförmig. Durch das Design wird das natürliche Licht maximiert. Und du wirst einem erfrischenden Bad unter dem farbenprächtigen Abendhimmel mit Sicherheit nicht widerstehen können … Ein perfekter Moment für das ultimative Insta-Pic!
Inmitten der imposanten Landschaft und der grenzenlosen Ruhe, die wohl jeden Besucher der Quinta do Crasto erfüllt, kannst du einen Crasto Rosè probieren, einen frischen, ausgewogenen Wein mit ausdrucksstarken Aromen von Himbeeren und Veilchen. Zum Wohl!
Quinta da Pacheca
Wenn du auf der Suche nach dem ganz besonderen Reiseerlebnis im Douro Tal bist, dann ist das Weinhotel der Quinta da Pacheca die perfekte Destination! Denn hier kannst du in einem gigantischen Weinfass schlafen, umgeben von den sanften Klängen des Tals.
Die architektonisch ausgefallenen Übernachtungsmöglichkeiten mitten auf dem 116 Jahre alten Weingut fügen sich wie kleine Bienenstöcke in die Landschaft ein. Jede Suite ist nach einer anderen Rebsorte aus dem Douro Tal benannt und besteht aus einem gemütlichen Raum mit bequemem Rundbett. Durch die riesige runde Glastür, die auf einen kleinen Balkon führt, hast du einen wirklich atemberaubenden Blick auf den Fluss und das Örtchen Peso da Régua. Dazu gehört ein privates Badezimmer mit ebenerdiger Dusche.
Natürlich kannst du das Weingut aber auch ohne Übernachtung besuchen, um den Weinkeller zu besichtigen und Weine aus den echten Weinfässern zu verkosten. Auf der Quinta da Pacheca gibt es 15 Räume, in denen Portwein, Rot- und Weißwein sowie eine ganze Reihe experimenteller Weine produziert werden. Im Jahr 2020 startete die Quinta da Pacheca mit der wichtigsten Rebsorte in der Douro-Region, dem Touriga Francesa, ein spannendes neues Projekt und kreierte den Grande Reserva Touriga Francesa, der durch schwarze Früchte und Schokoladennoten überzeugt. Und irgendwas mit Schokolade ist doch immer ein toller Abschluss für den Tag – und ganz bestimmt die beste Möglichkeit, deine Weintour durch das Douro Tal zu beschließen.